Hotel – Zimmer – Gast
Ein Tagebuch, das aber nur auf einen Teilaspekt des Lebens ausgerichtet ist: Die Dimension des Gastseins und die Unterbringung.
Konzept und Realisation
Dr. Thomas Meyer / Angela Ljiljanić
Dieses äußerst unterhaltsame Projekt kann als szenische Lesung hier gebucht werden!
Vertrautheit / ?
Wie entsteht Vertrautheit in einem fremden Zimmer? Diese Frage ergab sich bei einem ungezwungenen Kaffee unter Komplizen, in der Altstadt von Lucca. Das Hotel korreliert mit Mystifizierungen! Die Bilder liegen im Spannungsfeld von Luxusvorstellungen bis hin zur Stundenabsteige. Für die meisten Gäste ist das Hotel hingegen Bestandteil ortsungebundener Betriebsamkeit. Berufsbedingt müssen Angehörige verschiedenster Professionen mehr oder weniger große Anteile ihres Alltags in Hotelzimmern verbringen. Doch wie stellt sich dieser Alltag dar? Was steht in der Erfahrung dieses Lebensraumes im Vordergrund? Wie erobert sich der Gast diesen Raum? Was sucht der Gast? Luxus, Funktionalität oder doch ein Stück Zuhause? Sucht der Reisende Vertrautheit? Der handlungsreisende Gast und vornehmlich in Südosteuropa in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit tätige Jurist und Projektmanager Dr. Thomas Meyer dokumentierte zwei Jahre lang seine einzelnen Aufenthaltsstationen entlang seiner berufsbedingten Koordinaten: Hotelzimmer in den USA, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Italien, Frankreich, Kroatien, Mazedonien, Montenegro und Serbien, sind auf seiner Route zu verzeichnen. Es entsteht eine Serie von 107 Hotelgeschichten, angelehnt an ebenso vielen Grundrisszeichnungen, die einen Eindruck von dem jeweiligen Zimmer und dem Leben unterwegs skizzieren.
Mit den vorliegenden Einzelberichten wird eine bekannt anmutende Dokumentation erstellt. Wie ein Tagebuch, das aber nur auf einen bestimmten Teilaspekt des Lebens gerichtet ist: die Unterbringung! Die Wiederholungen sind dem Konzept geschuldet, die Texte möglichst nicht nachzuarbeiten. Damit werden aber gerade Präferenzen verdeutlicht. Naturgemäß fließt die Persönlichkeit des Gastes ein, was durch Audioaufnahmen einzelner Texte unterstrichen wird. Die Texte stehen mit Zeichnungen und Audioaufnahmen in einem zu untersuchenden Zusammenhang. Die Rolle der Künstlerin ist während der Erstellung der Protokolle eine zumindest passive und die der Archivarin. Beteiligt an der Konzeption, hat sie wachsen lassen, was nicht abzusehen war. Erst nach der Erstellung greift sie wieder in den Prozess ein. Auch hier aber nicht, indem sie ein Material bearbeitet, sondern dieses archivirt und erneut Impulse setzt. Ein weitergehender Prozess der nicht absehen lässt, ob und wann er aufhört ohne dabei zufällig zu sein. 107 Aufenthalte wurden so beschrieben, nicht in 107 verschiedenen Zimmern, sondern oftmals im gleichen Hotel, manchmal sogar im gleichen Zimmer.