Savamala – City Guerilla
Making of für das Buchprojekt Stadtwirte
Künstlerische Beteiligungsmodelle
und Gesellschaftliche Inklusion auf dem Balkan
The city never sleeps
Treu dieser Devise entstand die Aktionsplattform Gradska Gerila (City Guerilla), eine aufgeweckte Formation junger Menschen, die 2010 durch einen Projektaufruf des Goethe-Institut Belgrad ihren Lauf nahm. Zorica Milisavljević, langjährige Mitarbeiterin des Goethe-Instituts Belgrad und Projektkoordinatorin dieser jungen Zeitgeistschmiede, betont gleich zu Anfang unseres Gesprächs, dass wir ruhig von der Inklusion junger Erwachsener sprechen können, die zur kulturellen Teilhabe in ihrer eigenen Stadt aufgerufen worden sind. Seinerzeit eine institutionelle Rarität. Die künstlerisch selbstorganisierten Guerilla-Mitglieder im Alter von Pi mal Daumen 20 – 25 Jahren widmen sich insbesondere einem Belgrader Stadtteil, in dem es sich trotz kommunaler Abgeschiedenheit leben lässt: Savamala! Ein kulturelles und architektonisches Sedimentbecken, das unweit vom Zentrum am Ufer der Save von der wechselhaften Geschichte der serbischen Metropole zeugt. Immer wieder spielt das Quartier bei der räumlichen und strukturellen Gesamtentwicklung Belgrads eine prominente Rolle.
Ein Ort, an dem laut Simon Marić, Literaturwissenschaftler und Guerillamitglied der ersten Stunde, fortwährend die Zukunft umgebaut wird und der nur eine Konstante kennt: die tradierten Umgangsformen seiner Bewohner, die keine Gelegenheit auslassen, die Verbundenheit zu ihrem Viertel zu beteuern und mittels Gastfreundschaft zu demonstrieren. Savamala ist längst kein Stadtteil mehr. Es ist die alte Seele Belgrads, die zwischen Gebäuden von historischer Schönheit, behelfsmäßigen Baracken, Schiffswracks, die eine gebieterische Verlassenheit ausstrahlen und Innenhöfen, die hinter dicht behangenen Wäscheleinen ihren Bewohnern als Treffpunkt und Anbaufläche für Gemüse und Nachbarschaftspflege dienen, funktionierende Überlebenswelten erschafft und sie dann wieder hinter dem blickdichten Wäschewall verschwinden lässt. Eine Infrastruktur, die sich vor allem auf die selbstregulativen Kräfte und nachbarschaftlichen Handreichungen ihrer Bewohner verlässt.