Über das Projekt

Als forschungsreisende Künstlerinnen sind wir in Bremen zusammengekommen und haben im geografischen Liniengewirr der Schnittmusterbögen von Burdamoden historische, kulturelle und persönliche Lebensentwürfe deutscher Frauen und von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien entdeckt.

Seit den 1980er-Jahren bewegen sich diese Frauen nach Schnittmustervorlagen von Burdamoden – trotz der unterschiedlichen politischen Systeme, Sprachen, Kulturkreise, Alltagsstrukturen und Persönlichkeiten – im Umkreis gemeinsamer Symbole und Orientierungen, die im fertigen Kleidungsstück zum Ausdruck kommen, getragen werden, Fäden der Erinnerung nach sich ziehen, Spuren hinterlassen und als unerwartete Schnittstelle zweier Alltagskulturen sichtbar werden. Ihre Kleiderschränke sind Archive gelebter Geschichten und Zeitdokumente, die aus Stoffballen unter ihren Fingerkuppen geschneidert, verändert und als Gesprächsstoff zum Leben erweckt werden – sie verkörpern wichtige Ereignisse, Beziehungen und biografische Markierungen aus ihrem jeweiligen individuellen Lebensschnittmuster.

Entlang der Schnittkoordinaten von Burdamoden sind wir auf dem seidenen Pfad zu drei Frauen aus Bremen und sieben Frauen aus Belgrad, ihren selbst genähten Kleidungsstücken und ihren Orten des realen Nähgeschehens geführt worden.

Den jeweiligen „Gesprächsstoff“ haben wir in Form von Interviews, die aus den immer gleichen Fragen bestehen, in Wort, Ton und Bild sichtbar werden lassen, in denen die Frauen den Schöpfungsprozess mit ihren Nähmaschinen beschreiben.



Angela Ljiljanic,
geboren 1977 in Bad Oeynhausen. Studium freie Kunst an der HfK Bremen (Diplom), lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin zwischen Belgrad und Bremen.

Mirjam Dumont,
geboren 1974 in Mainz. Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften an der FAU Erlagen; Studium Grafikdesign an der HfK Bremen (Diplom).
Arbeitet als freie Grafikerin und Illustratorin sowie an eigenen Kunstprojekten.