Borsigplatz Geschmacksarchiv Opening
In Kooperation mit der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft / Public Residence: Die Chance
Konzept und Produktion
Angela Ljiljanić
Realisation: Die Bewohner-/innen des Borsigplatzes
Field Supporter: dilettantin produnktionsbüro / Gemüsewerft
Fotos / Video: (c) Michael Scheer
Die feierliche Eröffnung des Borsigplatz – Geschmacksarchivs
Nach 6 Monaten der intensiven Kommunikation untereinander und der Pflege der Kräuter und Stauden, arbeiteten die Anwohner an einer Komposition von Geschmäcken. Ob Pesto, Gelee, Mus, Öle, Essig oder Kräutertinkturen: Ausgesuchte Zutaten, die zuvor in den Hochbeeten angebaut wurden, werden zu neuen und einzigartigen Geschmacksmustern kombiniert. Dass es nicht einen typischen Borsigplatz-Geschmack geben kann, sondern eine Vielfalt an Ideen und Geschmäckern in der heterogen Nachbarschaft existiert und es somit unbegrenzte Möglichkeiten zu kombinieren und schmecken gibt, spornte die Teilnehmer des Geschmacksarchivs an, gemeinsam zu experimentieren. Auf der Grundlage althergebrachter Rezepte wurden selbst angebaute Zutaten zu neu limitierten Geschmacksmustern komponiert und ein neues (kulinarisches) Selbstbildnis a lá Borsigplatz zu Tage gefördert. Voraussetzung dafür war jedoch nicht nur der Mut der Anwohner, etwas Neues und Ungewohntes zu entwickeln und sich vom eigenem Geschmack leiten zu lassen, sondern auch der Mut derjenigen, die sich bei der späteren feierlichen Eröffnung des Geschmacksarchives getraut haben, etwas Unbekanntes zu „erschmecken“ und auszuprobieren, denn die Zutaten waren nicht auf den Etiketten der Muster gekennzeichnet, lediglich der Name des jeweiligen Geschmacksentwicklers und der Slogan: So schmeckt der Dortmunder Norden…
„Drin ist, was rausgeschmeckt wird“, erklärt Angela Ljiljanic die Intention des Projektes. Inspiriert durch die fehlenden Angaben der Zutaten, konnte man dem verheißungsvolle Inhalt „nur“ durch Riechen, Schmecken und das Gespräch auf die Spur kommen – was mit den tatsächlich vorhandene Zutaten nichts zu tun habe musste. Das Küchengeheimnis lüften und eine ausführliche Inhaltsangabe erteilen konnten nur die Autoren der signierten Tiegel und Edelglasflaschen. Der Rege Austausch und das Zutatenraten verführte darüber hinaus zu Tischgesprächen über alternative Nahversorgungsmodelle am Borsigplatz und es stellte sich schnell heraus, dass einem künstlerisch angehauchten Feinkostladen mit den raffinierten Köstlichkeiten und neuen Geschmacksmustern aus den Kochateliers vom Borsigplatz nichts mehr im Wege stehen würde. Nach der Eröffnung erreichten die Anwohner mehrfache Anfragen nach einer Neuauflage und auch die erste Geschmacksedition war mit den letzten Gästen restlos ausverkauft.
Publikationsbeitrag: Angela Ljiljanic & Teresa Grünhage „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit“
(Hg): Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft / ISBN 978-3-00-052296-3