Susanne K. Willand











Sanne, wie bist Du zum Nähen gekommen und seit wann nähst Du?
Die Lust am Nähen hat rückblickend mit einem Tagebucheintrag begonnen. Zwischen zwölf und dreizehn Jahren hatte ich mal den Wunsch notiert Modedesignerin zu werden. Also fing ich ohne Anleitung, doch aus Leidenschaft an, meine ersten Katastrophenmodelle zu nähen. In meiner Familie gab es kein Vorbild, das mich im Nähen anleiten konnte.

Nähst Du aus Leidenschaft?
Inzwischen nicht mehr. Ich hoffe, ich falle da nicht ganz aus der Rolle. An der Puppe stecken ist jedoch was anderes, da es ja eher dem Modellieren gleichkommt. Nähen und an der Puppe stecken muss man unterscheiden. Ich nähe nur, wenn es sein muss. Und wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich am liebsten eine Schneiderin.

Nähst Du nach Schnittmustern oder eigenen Entwürfen?
Aus mir selbst heraus versuchte ich mich zunächst an Schnittmustervorlagen der Burdamoden und übte mich an ihnen. Mittlerweile nähe ich nach eigenen Entwürfen, denn so wie ein klassischer Europäer zu arbeiten und ordentlich nach Schnittmustern zu nähen, das macht mir keinen Spaß.

Suchst Du dir die Stoffe, Materialien und Farben gezielt aus?
Ja, es gibt Modelle, für die ich gezielt Stoffe, Materialien und Farben aussuche, da die Auswahl einen bestimmten Sitz beeinflusst. Je genauer meine Vorstellung von dem Stoff, den ich benötige, umso schwieriger ist es, ihn in meiner näheren Umgebung zu bekommen.

Nähst Du für dich oder für andere?
Im Moment nähe ich eher für Andere als für mich selber. Da habe ich auch Lust zu und vielleicht werde ich ein paar meiner Modelle in den Laden einer Bekannten hängen.

Nähst Du an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit?
Ich nähe am liebsten in den frühen Abendstunden. Da finde ich die nötige Zeit und Ruhe. Ich glaube, das ist mit der Zeit so zur Angewohnheit geworden, da ich früher später aufgestanden bin oder Anderes zu erledigen hatte. Und Musik muss ich dazu auch immer hören.

Gibt es ein selbst genähtes Kleidungsstück, das Du uns heute zeigen möchtest?
Ja, dieses weiße Brautkleid, das ich auf der Puppe aufgestellt habe.

Wann ist es entstanden? Hast Du es für einen bestimmten Anlass, eine bestimmte Gelegenheit oder Person genäht?
Das weiße Kleid, das ich heute zeige, habe ich 1999 für meine eigene geplatzte Hochzeit genäht. Ich war also kurz davor zu heiraten und fertigte aus weißem Matratzenleder dieses Brautkleid an. Eine Freundin ermahnte mich: „Das wird Unglück bringen“, da nach einem alten Brauch – ich glaube sogar einem christlichen – eine Braut nur Geschenktes, Geliehenes, Blaues und ich bin mir nicht sicher, ob auch Gestohlenes tragen darf. Das habe ich in dem Moment zwar nicht ernst genommen, hinterher fiel es mir aber wieder ein.

Wann hast Du das Kleid zum ersten, wann zum letzen Mal getragen?
Die Hochzeit kam ja nie zustande und ich trug das Kleid erst vier Jahre später das erste und bisher letzte Mal. Auf dem von der Bremer Künstlerin Silke Thoss veranstalteten Trash-Varieté-Theater „Big Shit Show“, wo ich in der Rolle des „Curtaingirl“ den Vorhang auf und zu zog und als Krankenschwester neben dem Musiker „The Pimbell“ auftrat, ihm auch mal das Mikro hielt. Es hat Spaß gemacht; allerdings als „Nurse“ aufzutreten, das mach’ ich nicht nochmal ...

Gibt es Fotos oder andere Zeitdokumente in Verbindung mit Deinem selbst genähten Kleid?
Da die Hochzeit nie zustande kam, gibt es von daher auch keine Fotos von der Hochzeit. In Silkes Katalog sind Bilder davon drin. Das Kleid ist nicht eins zu eins abgebildet worden, eher situativ nachgemalt.

Kannst Du dich an ein Kompliment für das Kleid erinnern?
Ja, den Leuten gefiel das Kleid. Auch ich fand, dass es in diesem Rahmen richtig platziert war. Ob es als Hochzeitskleid in Serie gehen würde, wage ich jedoch zu bezweifeln.

Woran erinnert Dich dieses Kleid?
Das Kleid erinnert mich an eine bestimmte Periode in meinem Leben. Die Liebesbeziehung und eben diesen Auftritt.

Hat die Zeit irgendwelche Spuren auf Deinem Kleid hinterlassen? Löcher, Flecken ...?
Auf den sogenannten „Brustpunkt“ – ja so heißt der nun mal in der Fachsprache – hat sich während der Fertigung ein dunkler Fleck durchgedrückt. Und der andere rote Fleck darunter, da wollte ich mir während der Bühnenshow mit einem roten Filzstift was aufschreiben und hab mich selber dabei angemalt. Aus Angst, dass es einlaufen könnte, habe ich es damals nicht gewaschen.

Was passiert mit dem Kleid? Verschenkst Du es, nähst Du es um ...?
Selbst wenn ich es nicht trage, werde ich es weiterhin als Erinnerung behalten. Ich kann es gut wieder hervorholen. Es ist ein dankbares Material, lässt sich gut waschen, ... na ja gut, ein paar Flecken bleiben vielleicht.

Sanne, wir danken Dir für dieses Gespräch!
Bremen, 8.4.2008 um 10 Uhr